Namen, Gesichter, Details; das lässt sich diskutieren, ob Medien das dürfen. Aber das hat was mit dem Datenschutz zu tun, nicht mit der Frage, ob Medien eine stark wertende Position einnehmen sollten.
Ich glaube der gesellschaftliche Aufschrei ist dringend notwendig. Wir bräuchten viel mehr davon. Wir müssen uns als Gesellschaft endlich wieder einigen, dass Nazi-Ideologie etwas zutiefst Empörendes ist. Nazis sollten sich schämen, so zu denken. Die sollten zu spüren kriegen, dass sie in Opposition zu allem stehen, was die Gesellschaft vertritt. Sie sollten sich alleine fühlen.
Apathie und Abwarten sind Steigbügelhalter des Faschismus. Und ja, das führt zu dem oft genannten Paradox, denn natürlich will ich nicht, dass andere Weltanschauungen so behandelt werden. Aber der Preis der Alternative ist einfach zu hoch. Nazi-Meinungen sind nicht gleichberechtigt mit anderen Anschauungen, dürfen sie nicht sein, und dazu gehört natürlich die mediale Berichterstattung.
Ja. Nazis wollen uns immerhin aus dem Land schaffen, auf die ein oder andere Weise, da darf man die Hurensöhne doch wohl öffentlich bekanntgeben? Wenn sie nicht so bekannt sein wollen, würden sie auch nicht die Parolen singen.
Hinzu komme, dass kein Zweifel daran gelassen werde, dass die erhobenen Vorwürfe ausgemachte Sache seien. Dass man sehe, dass im Video gesungen wird, rechtfertige nicht „die Frage, ob das Singen dieser Parole Volksverhetzung ist, ob andere Straftatbestände im Raum stehen”. Die „Bild“-Zeitung aber lasse zum Beispiel überhaupt keinen Zweifel daran, dass hier auch strafrechtlich relevantes Verhalten vorliege.
Sorry, aber das ist das Problem. In der Öffentlichkeit solche Sprüche zu singen ist Volksverhetzung und wenn die Justiz das anders sieht, dann ist das Problem schlicht, dass die Justiz mal wieder VIEL zu mild mit solchen Verbrechen umgeht. Das ist definitiv erheblich gravierender als im Supermarkt Lebensmittel zu klauen, aber irgendwie bekommen hier immer nur die Ladendiebe Knast.
Wer dem linken Lager zugeordnet wird und ueber Gentrifizierung schreibt wird abgehoert, bekommt das Haus durchsucht, und hat dann jahrelang Gerichtsprozesse. Oeffentlich “Auslaender raus” zu schreien ist da ne ganz andere Hausnummer. Es fuer rechte so zu uebertreiben wie es bei den linken passiert waere jetzt auch nicht wuenschenswert - aber das sollte schon Grund genug fuer Ermittlungsbehoerden sein mal nachzuschauen in welchem Umfeld die Personen sonst so unterwegs sind.
Ich bin verwirrt - ich dachte die Dinger in Nuernberg hatten nen anderen Namen als “Pranger”…
Puuh halt echt kritisch… Jetzt kann man das ganze mit Poppers Toleranz Paradox lösen. Unabhängig davon würd ich die Frage umformulieren: Sollen (deutsche) Medien über andere richten dürfen? Wenn man diese Frage mit ja beantwortet dann stehen diese Medien über bzw auf gleicher Höhe mit der Rechtsstaatlichkeit. Dafür, dass man immer sudert die Medienhäuser sind gekauft und auf Gewinnmaximierung fokussiert, ist man plötzlich ganz leise hier.
summa summarum:
Nur weil es grad praktisch ist, ist es auf lange Sicht sicher noch nicht klug. Die Medien sind nicht an einem fairen Prozess oder einer gesetzesorientierten Entscheidung interessiert. Das Interesse der Medien liegt bei der Gewinnoptimierung und der Steigerung der Verkaufszahlen. Man kann deshalb nicht davon ausgehen, dass zukünftige Hetzjagd zufälligerweise auch moralisch korrekt sind.Auch wenn das eine recht lange Holger-Folge ist, finde ich sie dennoch ziemlich hörenswert. Im letzten Viertel wird auch noch einmal angesprochen, dass speziell ein Medium wie die Bild eventuell ein Motiv haben könnte, so zu berichten: Das lenkt von den eigenen Verfehlungen bei Themen wie Rassismus ab.
Inklusion und Liberalismus muss endlich als ein Angebot denn ein Axiom betrachtet werden. Das heißt, das diejenigen die genau diese Werte abschaffen wollen, sich nicht unter diesen verstecken können dürfen.
Das Grundgesetz in der heutigen Form steht auf einem Fundament das die Werte die darin festgelegt sind, nicht garantieren kann. Das sollten wir ändern.
Mein Take wäre hier: dürfen ja, sollten nein, weil es eigentlich nichts bringt. Es geht um alle Nazis, nicht um drei Idioten. Man verharmlost und simplifiziert damit das Problem, indem man suggeriert, dass durch die Sanktion dieser drei das Problem gelöst würde.
Das ist DDR Scheiße.