Trotz einiger Bedenken scheint eine allgemeine Willkommenskultur in Deutschland weiter intakt zu sein, so eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Insgesamt wünscht sich ein Großteil der Befragten eine bessere Steuerung der Migration, auch auf EU-Ebene. Mehr Investitionen ins Bildungssystem und in den Wohnungsbau. Und 78 Prozent sprachen sich dafür aus, den Zugang von Geflüchteten auf den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Auch das geht aus der Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor. “Im Endergebnis zeigt die Studie, dass ein Großteil der Bevölkerung nicht per se gegen Migration ist”, sagt Studienautorin Ulrike Wieland, “dass sie sich jedoch von der Politik einen anderen Umgang damit wünscht.”

  • DrunkenPirate@feddit.de
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    9 months ago

    Das habe ich auch erst gedacht. Die Wirklichkeit ist allerdings etwas anders - im zeitlichen Verlauf. Piketti hat dazu eine größere Studie in Frankreich gemacht:

    ZEIT: Warum hat sich das Wahlverhalten so verändert? Piketty: Ein wichtiger Grund: Die Fabriken des verarbeitenden Gewerbes standen oft auf dem Land. Das mag paradox klingen, denkt man doch, dass die Industrie eher in den Großstädten zu finden ist. Aber der Abbau von Arbeitsplätzen hat in den urbanen Zentren bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren begonnen. In den 1980er- und 1990er-Jahren fand ein großer Teil der industriellen Produktion in kleineren Städten statt. Die Wähler in diesen Regionen waren deshalb viel stärker von der sich beschleunigenden Globalisierung, aber auch von der europäischen Integration betroffen. Vor allem dort – und nicht in den großen Städten – sind Arbeitsplätze wegen des zunehmenden internationalen Wettbewerbs verloren gegangen. Wir haben das für Frankreich untersucht, aber im Großen und Ganzen ist die Entwicklung in allen westlichen Industrienationen ähnlich verlaufen.

    Das Problem was die Kleinstädte und die Mittelständlerindustrien haben, ist, dass Deutschland zu stark die Ballungsgebiete bevorzugt. Mit dieser Perspektive verstehe ich jetzt auch den Aufschrei bei Lauterbachs Klinikkonzentration in die Großstädte, den Braunkohlestop in der Lausitz und die marode Infrastruktur wie Brücken. Die Regierung müsste die Infrastruktur im ländlichen Bereich stärken, nicht schwächen, um gegen rechte Tendenzen anzugehen.

    Der ganze Artikel: https://archive.is/iDpLQ

    Um auf deinen Punkt einzugehen: Es hat etwas mit Stadt gegen Land zu tun, wenn in ländlichen Regionen die Infrastruktur nicht auf den nötigen Stand gebracht wird - sei es Internet, Brücken, Kitas, Bibliotheken, Schulen, Öffis und und und.

    In den Städten sitzen die Politiker, die Zentralen, die Machtfunktionen. Dort baut man sich dann Museen, Kulturtempel, Unikliniken, Umgehungsautobahnen,…

    • taladar@feddit.de
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      9 months ago

      Es hat etwas mit Stadt gegen Land zu tun, wenn in ländlichen Regionen die Infrastruktur nicht auf den nötigen Stand gebracht wird - sei es Internet, Brücken, Kitas, Bibliotheken, Schulen, Öffis und und und.

      Das stimmt im Grunde schon aber das geht viel weiter zurück als die aktuelle Generation und eigentlich zu dem Grund warum wir Städte überhaupt erfunden haben als Menschheit.

      Infrastruktur auf dem Land (ausgenommen vielleicht Haupt-Routen zwischen Städten) ist halt nun mal pro Benutzer deutlich ineffizienter als in der Stadt. Das ist auch nichts woran irgendein Politiker oder gar ein Umsturz des politischen Systems etwas ändern kann.

      Wenn du nur 300 Leute im Dorf hast dann wird es dort keine Kita, keine Bibliothek und keine Schule geben. Und auch kein Krankenhaus, kein Polizeirevier und keinen Supermarkt. Je nachdem um was genau es sich handelt und wie häufig der Durchschnittseinwohner das benötigt auch bei deutlich mehr Einwohnern noch nicht.

      Und Distanz-Infrastruktur wie Straßen, Schiene, Wasser, Abwasser, Gas, Internet,… wird länger und benötigt vielleicht lokale Knoten die weit schlechter ausgelastet sind und deren Kosten sich dann natürlich auch auf weniger Nutzer verteilen. Fahrten, ob nun via Fahrrad, Auto, Zug oder Bus, werden länger sein um irgendwo hin zu kommen.

      Die meiste solche Infrastruktur ist eigentlich nur dadurch überhaupt bezahlbar dass sie von Städtern (oder zumindest Bewohnern von deutlich größeren Dörfern) subventioniert wird denn die Steuern der Land-Bevölkerung können das nicht abdecken.

      Und ich sage noch nicht mal unbedingt dass man das nicht machen sollte, also diese Subventionierung, aber de facto wird es halt nur gemacht wenn es auch noch irgendwen mit Einfluß am Dorf gibt der das politisch bewirkt, also wie z.B. einen Arbeitgeber vor Ort für den dann eh Infrastruktur dort hin gebaut wird. Oder Landwirtschaft wo die Fläche halt inhärent notwendig ist und die Lebensmittel an die Städte liefert.

      Aber wenn halt jemand sich entscheidet einfach dort zu bleiben nachdem die großen Arbeitgeber alle weg sind und wenn die Lage des Ortes ihn ungeeignet macht um als Zwischenstopp zwischen größeren Orten zu dienen dann muss man sich halt auch nicht wundern wenn niemand sich politisch dafür engagiert den verbleibenden Anwohnern solche Infrastruktur zu subventionieren.

      • DrunkenPirate@feddit.de
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        9 months ago

        Deine Aussage wiederholt nur die gängigen Vorurteile zu Stadt vs Land. Piketti hat ja rausgearbeitet, dass dem nicht so ist. Ein Großteil der industriellen Produktion findet auf dem Land statt