Doch weit gefehlt. Weil stumm nur ist, wer nichts sagen kann (oder wie der Fernseher stumm geschaltet ist), geht „taubstumm“ nicht.
Denn die allermeisten Gehörlosen sprechen! Und zwar Gebärdensprache (die übrigens nicht international ist): Eine Sprache, die komplett visuell ist, den Raum in der Höhe, Tiefe und Breite ausnutzt und mit Händen, Mimik und Körperhaltung ihre Sätze formt. Dabei gibt es so einige Unterschiede zur sogenannten Lautsprache, also der akustischen Sprache. Während in der Lautsprache alle Wörter der Reihe nach genannt werden müssen, kann die Gebärdensprache ganze Sätze in einer einzigen Bewegung zusammenfassen. Sie ist dabei kein Hilfsmittel, sondern bedient sich ganz eigener grammatikalischer Regeln, da sie als Sprache natürlich entstanden ist. Dabei ist sie einer Bilder- oder Filmsprache fast schon näher: Besonders in der Gebärdensprachpoesie werden Stilmittel eingesetzt, die sich am ehesten mit Schnitten und Zooms beschreiben lassen. Auch Rollenübernahmen zur Darstellung verschiedener Sprecher:innen oder Standpunkte gibt es. So ist ein Zeigefinger, der durch die Luft kurvt, erst ein Auto in der Entfernung, dann machen die Hände die Lenkerbewegungen nach: Die Sprecherin übernimmt jetzt selber die Rolle der Autofahrerin. Wenn die Fahrerin mit der Beifahrerin spricht, wird so auch die Rolle und der Blickwinkel übernommen. Feinheiten, die sich Anfänger:innen erst nach und nach erschließen. […]
Ich würd nicht jeden Tauben als Taubstumm bezeichnen, aber wenn wer weder hört noch die stimmbänder benutzen kann, sprich bringt keinen einzigen Laut raus, ist er Taubstumm.
Ja, finde ich auch seltsam. Es gibt Menschen die stumm sind, Menschen die taub sind und Menschen die beides, also taubstumm sind. Aber das generell alle Tauben als taubstumm bezeichnet werden, habe ich selbst zumindest auch noch nicht erlebt.
Das im Text hört sich sehr nach Euphemismustretmühle an. Man ist nicht stumm weil man Gebärdensprache kann? Was ist das denn bitte für eine Logik. Stumm bezeichnet explizit die Möglichkeit Töne zu erzeugen zum sprechen.
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Gebärdensprache ist per Definition kein sprechen
Bei einer strengen Definition ja, bei einer erweiterten Definition, ich fasse sie mal als flüchtige Kommunikation menschlicher Sprache zusammen, schon:
Die Kommunikationsform der gesprochenen Sprache steht im Gegensatz zur geschriebenen Sprache. Im übertragenen Sinn wird die Bezeichnung Sprechen auch auf gewisse Kommunikationsformen außerhalb der Lautsprachen ausgeweitet, z. B. auf das Gebärden mit den Händen in einer Gebärdensprache.
https://de.wikipedia.org/wiki/Sprechen
Es ist eine Zeichen Sprache, welche visuell kommuniziert wird, das ist nicht mit Ton verbunden, also stumm.
Man hat die Definition von Stummheit so aufgeweicht, dass die Fähigkeit zu sprechen nach der obigen, laxen Definition nicht zwangsläufig als solche gilt:
Stummheit ist die Unfähigkeit, zu sprechen bzw. sich lautsprachlich mitzuteilen.
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Dass ich die erweiterte Definition gut oder sinnvoll finde, hab ich auch nicht behaupten wollen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass sie existiert.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Euphemismus-Tretmühle
Wobei der Artikel ja nicht einmal einen alternativen Begriff nennt. Soll es stattdessen totgeschwiegen werden, dass manche Gehörlose sprechen können (also mit Mund und Stimmbändern, nicht nur mit den Händen) und andere nicht?
Denn die allermeisten Gehörlosen sprechen! Und zwar Gebärdensprache (die übrigens nicht international ist)
und was ist mit denen der Gehörlosen die nicht sprechen oder nicht gestikulieren? Sind die einfach nicht existent, weil Taubstumm ja nicht geht?
Davon abgesehen ist das Wort „stumm“ von der Bedeutung her mit dem „dumm“ verwandt, wie es im Englischen besonders deutlich wird: Da heißt „dumb“ nicht nur „stumm“, sondern auch „dumm“.
Das ist das erste mal dass ich gelesen habe, dass Stumm mit Dumm verwandt sei. Und im Englischen (laut Merriam Webster) ist Dumb auch in den überwiegensten Fällen als Dumm verwendet und nur wenn man wirklich ein Arsch sein will setzt man dies dem Stumm gleich. https://www.merriam-webster.com/dictionary/dumb
Aber okay, wenn das von der Community der Gehörlosen als Beleidigung aufgefasst wird, sollte man das respektieren.
Zumal im Englischen stumm eben nicht “dumb” sondern “mute” ist. Im gleicher Verwendung wie “stumm” im Deutschen.
Interessant finde ich ja auch, dass direkt das Wort “dumm” als verwandt angegeben wird (wegen dem -umm?). Mir fällt zu der “Endung” spontan eher “Mumm” ein und den zu haben ist ja positiv.
spannend laut Duden kommt Dumm von Stumm
Herkunft Dumm:
mittelhochdeutsch tump, althochdeutsch tumb, eigentlich = verdunkelt, mit stumpfen Sinnen, ursprünglich = stumm
aber nicht anders herum
Herkunft Stumm:
mittelhochdeutsch, althochdeutsch stum, eigentlich = (sprachlich) gehemmt, zu stemmen in dessen ursprünglicher Bedeutung „hemmen“
Das wäre als Info/Link im Artikel schön gewesen. Ist halt dann die Frage inwieweit heute Leute das heutzutage wirklich beides gleichsetzen. Nur weil ein Wort sich ganz ursprünglich mal aus einem anderen entwickelt hat, heißt das ja nicht, dass das heute noch auch nur ansatzweise relevant ist. Selbst die Bedeutung eines einzelnen Wortes kann sich schließlich über die Zeit ändern.
Wenn diese Verwandtschaft ein reines Relikt der Vergangenheit sein sollte, tue ich mich ehrlich gesagt schwer damit ein Problem zu erkennen. Anders sieht das natürlich aus, wenn das wirklich an den für die Betroffenen kritischen Stellen gleichgesetzt wird.
Und Stummfilme kann dann auch umbenennt werden weil ja Text eingeblendet wird. 🤣
Keine Sorge. Taubstumme sind nicht beleidigt, wenn man sagt sie sind stumm. Die hören das eh nicht.
Ja okay, ich finde die Tür.
Ähh, und welches Wort soll ich jetzt nutzen?
z.B. “gehörlos” oder “hörgeschädigt”, je nach Resthörvermögen
Das sagt aber nichts über die Fähigkeit des freihändigen Sprechens.
Zum Weiter lesen: MDR-Faktencheck
Ich kann die anfängliche Abwehrhaltung gut nachvollziehen. Aber mit - na ja, wenigen Minuten Recherche - kann man noch viele weitere Einschätzungen dafür finden, warum das Wort veraltet ist. Kurz gesagt: einfach nicht nutzen, sondern lieber gehörlos sagen.